Ein lieber Bekannter von mir hat mich neulich gefragt:
Was
ich als Frau mit den vergangenen 2000 Jahren habe? Was ist mein Problem mit der
katholischen Religion? Damit, dass sie in dieser Form von Männern erfunden
wurde?
Das Thema hat sich bei einer Unterhaltung unter
Freunden/Familie aufgetaucht, wo ich meine Bedenken, meine Probleme mit der
unsere Welt seit 2000 Jahren herrschenden Religion ausdrückte. Wobei die andere
Partei ihre Beobachtung, Verurteilung mitteilte, dass es in letzter Zeit immer mehr
Versuche gäbe, die das Katholizismus bzw. die christliche Religion untergraben
wollten, z.B. indem man sich oft an die gefundene apokrifen Schriften beziehen
würde, die sogar so etwas uns glauben machen wollten, wie z.B. dass Jesus
eventuell Maria Magdalena heiratete… und dass wir Frauen auf Grund der Bibel eigentlich
wirklich an zweiter Stelle stehen würden, da wir aus der Rippe vom ersten Mann als
zweites menschliches Wesen erschaffen worden wären…
Ich dachte, hinsichtlich des neuen Jahres ist es Zeit,
dass ich ausführe, woran ich eigentlich glaube. Es geht ja um Fragen, die mich
seit meiner Kindheit tief beschäftigen. Seit meinen ganz jungen Jahren gehörten
für mich nämlich die Fragen der Freiheit, Wahrheit und des
Verstehens/Verständnises/Auslegens unter die wichtigsten Dingen in meinem
Leben.
Hier
meine Antworten auf die gestellten Fragen:
Mein „Problem” damit ist, dass sie – die
katholisch-christliche Religion als Institution – mich als Wesen in weiblicher
Form nicht als gleichberechtigt mit den Wesen in männlicher Form anerkennt. Sie
gibt mir ja nicht die Freiheit, meine Welt und mich selber nach meiner inneren
Intuition, nach dem Einklang meines Herzens und meines Verstandes, nach meinen
inneren Erkenntnissen zu verstehen, zu interpretieren. Sie will fertige
Deutungen von außen auf mich zwingen, und durch Bedrohungen erreichen, dass ich
diese annehme. Sie anerkennt keinen anderen Glauben, als ihren, und hält
Gehorsamkeit für die höchste Tugend, sich auf diese mittelalterliche Auffassung
immer noch beharrend.
All das bezeugen die Dogmen, die heute immer noch als
Basis zu dieser Religion dienen.
Diese Auffassung der Welt, diese Einstellung zum Menschen
als freien, denkenden und fühlenden Wesen ist eine männliche, die die Schöpfung
beherrschen will. Sie gibt der Frau nicht das Recht und die Freiheit der
Selbstbestimmung, anerkennt nicht die typisch „weiblichen” Mittel in der
Welterklärung, Selbsterkennung, wie Intuition, inneres Verstehen, das Sehen in
Ganzheit, Denken in Einheit. Sie leugnet damit die weibliche Seite in der
Ganzheit der Schöpfung, obwohl sie selber – die männliche Seite – ohne diese
auch nicht bestehen könnte. Man hat sich auch die ganze Jesus-Geschichte
„vermännlicht”, obwohl um Jesus herum immer auch die Frauen da waren, die
weiblichen Jüngerinnen, die er genauso anerkannte und liebte wie seine
männlichen Jünger (siehe den Fall von Maria (Miriam) und Martha).
All das tut die männliche Religion aus einer
Herrschsucht, die aus der niedrigen Oktav des männlichen Prinzips stammt. Sogar
Gott für sich enteignend, der in der ganzen Kunst der vergangenen Jahrhunderte
traditionell in männlicher Form vor- und dargestellt wurde.
Die Herrschsucht
stammt wiederum aus Angst. Aus Angst vor all dem, was anders ist, als sie
aufzufassen fähig wären. Aus Angst vor allem, das nicht begrifflich zu
bestimmen ist, das nicht hundertprozentig durch Argumente des Verstandes, durch
Rationalität, durch Verstand zu deuten ist. Vor allem, was unbegreiflich ist,
was jenseits des analysierenden Denkens liegt, in dessen Tiefe das Unfassbare,
das Wunder, ja, manchmal das Dunkle zu finden ist, vor der Einheitsicht, dem
Spüren/Fühlen jenseits des Sichtbaren, der physischen Welt, was alles aber
genauso einen Teil der menschlichen Erfahrung bildet, als die rationelle, die
Verstands-Seite.
Es ist also Angst vor dem, das in der Tiefe des
weiblichen Prinzips verborgen liegt, das aber z.B. die Mystiker gut kannten –
Frauen, Männer auch. Sie fürchteten nicht, Gott auf Grund ihrer eigenen inneren
Erfahrungen zu suchen und zu finden, ihre Welt aus ihrem eigenen
Einheitserlebnis zu deuten, ihr Leben auf der Basis der gemeinsamen Funktion
der zwei völlig gleichberechtigten – weiblichen und männlichen – Seiten der
Schöpfung zu leben.
Sie ernteten keinen großen Erfolg mit dieser freien
Einstellung: viele unter ihnen haben ihr Leben auf dem Scheiterhaufen beendet.
Man musste ja die anders Denkenden „mit Feuer und Eisen”
ausrotten…
Alle Urreligionen, alle Religionen der Naturvölker waren
matriarchalisch, alle kannten und ehrten das sakrale Wissen von Mutter Erde,
die Rolle der weiblichen Gottheit. Lange könnten wir die Beispiele aufführen,
angefangen von den Traditionen der alten ungarischen Babba (=Mond)Maria und der
Goldenen Frauen, durch die Medicinmen und – women der Indianer, bis hin zur
Schlangengöttin der Mynoischen Kultur oder zu den 10 weiblichen Gestalten der
göttlichen weiblichen Qualität, den Maha Vidyas im Shivaismus von Kaschmir.
Diese Glauben, diese Religionen waren noch ganz ins
Alltagsleben integriert, und man wußte genau, wie wichtig die erhaltende Kraft
des weiblichen Prinzips ist, die die ganze Schöpfung auf Erden in ihren
schützenden-schonenden Armen hält, über ihre zyklischen Änderungen wacht, die
Seelen zwischen den physischen und nicht-physischen Welten begleitet. So kommt
das her, dass die Frauen in ihrem Inneren Welten verbinden können, in sich für
ihre Söhne und Töchter Einheit stiften können zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem,
zwischen Himmel und Erde. Die Männer sind dazu auch fähig, aber nur die wahre
Männer, die keine Angst haben, die ihnen innewohnende männliche Kraft mit
Zärtlichkeit, mit der Anerkennung, dem Erheben der Frau zu paaren, das auch
ihnen innewohnende weibliche Prinzip zu kultivieren.
Aber alle Ansichten, die die Betonung auf die
Unterschiede, auf Trennung und Auseinandersetzung legen, auf irgendeine
Rangierung, nehmen die Freiheit des Menschen ab, da sie nicht die Ganzheit des
Lebens und der Schöpfung betrachten – die aus beiden, Weiblichem und Männlichem
– besteht, sondern heben daraus einen Teil, ein Prinzip, eine Weltsicht, ein scheinbares
Interesse heraus, und wer sich nicht danach richtet, der wird verurteilt,
verstößt.
Damit zieht aber diese eine Seite langfristig den Boden unter ihren
eigenen Füßen aus, da sie selber nur in Einheit mit der anderen Seite
existieren kann. Jetzt, nach 2000 Jahren sieht man es, wo wir mit der Welt angekommen
sind, die nach den vermeintlichen männlichen Prinzipien gesteuert wurde.
Es ist Zeit, dass die weltstiftende und weltbildende
männliche und weibliche Prinzipien endlich gemeinsam die Sachen der Welt
regieren, Verstand und Herz ineinander fließend bei den Entscheidungen
funktioniert, und dass wir für diese Werte einzustehen wagen!
Dazu müssen aber die Männer wagen, ihre eigene weibliche
Seite zu entdecken, ihre Angst vor der Tiefe der Seele aufzuräumen und sie
müssen die „Methoden”, die welterhaltende Rolle der weiblichen Denk- und Sichtweise,
der intuitiven Seelenkraft anerkennen.
Sie müssen Mutter Erde, der Göttlichen Mutter ihren
Platzt zurückgeben!
Wenn sie klug sind, sehen sie ein, dass sie damit nichts
verlieren, im Gegenteil, nur gewinnen. Und die Welt gewinnt auch, da wir nur
auf diese Weise der durch Krieg, Geld- und Machtsucht beherrschte Welt ein Ende
setzen können, und nur so eine Welt des Friedens, der Liebe und Freiheit zu
Stande bringen können, diese natürlich zuerst in uns selbst erschaffend, durch eine
gemeinsame Erhebung unseres Bewußtseins, durch (An)Erkennung der Liebe als
erhaltende Kraft des Universums.